Aktuelles

PASO Y GIRO  im Kunstverein Loitz (März 2011)

DER ZAUBERER, Jörg- Ingo Krause

Sommerausstellung Kartlow 2010    (bis 30. August)

 "Das Heilige nicht unantastbar halten"

 

Dem theologischen Thema der Gott-Mensch-Beziehung nimmt Bernd Engler sich mit seinen Installationen im Chorraum an.

Was auf den ersten Blick als Störung der stillen Anmutung dieses heiligen Bezirks erscheinen mag, es wird zu einer poetisch-dynamisierten Transformation dieses besonderen Ortes.

Die erste Ebene – diagonal zum Altar angeordnet – bildet eine vierteilige Klanginstallation.

Mittels dieser Versuchsanordnung wird das Angesprochen-Sein des Menschen durch Gott über das Gehör sinnlich erlebbar gemacht.

Vier mit Wasser – dem Urelement, dem Medium der Taufe – gefüllte Resonanzböden werden von unten sanft angeschlagen.

Es entstehen Töne.

Das Anschlagen löst zugleich Schwingungen auf der Wasseroberfläche aus,

Wellenbewegungen, die die Spiegelbilder auf ihnen zerstören

um sich – in den Phasen der Ruhe – neu zu finden.

Schwingungen – Amplituden – Oszillationen des Lebens:

Ein Werden und Vergehen.

Zum Ton kommt das Bild und sein Gegenbild:

Altes Leben – neues Leben im medialen Raume Gottes.

Wir wollen diese Installation jetzt einmal nur hören......

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Mit seiner Installation der vier Resonanzböden nimmt Bernd Engler eine uralte Zahlensymbolik auf.

Die Vier ist die Zahl der Welt, die aus vier Elementen besteht:

Erde, Wasser, Luft und Feuer.

Vier Flüsse durchziehen das Paradies,

Vier Evangelisten tragen die Botschaft von Jesus Christus in die Welt.......

Die Zahl „Drei" hingegen ist die Zahl Gottes.

Im Altarraum – dem heiligen Bezirk einer Kirche – und das macht seine Besonderheit aus – da geschieht die Berührung zwischen Gott und Welt,

die Berührung zuwischen Himmel und Erde und – wenn Sie so wollen – zwischen der „Drei" und der „Vier".

Mit seiner Installation lässt Bernd Engler diesen Gedanken auf sehr einfühlsame Weise eine Künstlerische Gestalt annehmen.

Das Zusammenspiel Ihrer Komponenten schafft eine auratische Atmosphäre, die anrührt – ja – unter die unter die Haut geht.

Die zweite Ebene seiner Chorrauminstallationen bildet eine Lichtinterferenzbahn. Wieder sind es ganz einfache technische Mittel – Gazefolie, ein kleiner Motor – aus denen ein betörendes Lichtspiel entsteht.

Die Bahn teilt Chorraum und Kirchenschiff, was den heiligen Bezirk zusätzlich abschirmt, seine Sakralität zusätzlich noch steigert.

Zugleich ist die Bahn transluzid – lässt Durchblicke auf den Altar, die Fenster, den Kronleuchter zu. Die Wahrnehmung verändert sich,

lässt in einem anderen Licht erscheinen,

mischt sich durch Bewegung in die statische Strukturen ein.......

Doch – damit nicht genug:

Das Unsagbare – die geheimnisvolle stille Aura des Raumes, plötzlich geht sie in einen neuen Aggregatzustand über, greift nach dem Betrachter, vereinnahmt ihn, zieht seinen Blick unweigerlich nach oben, lässt ihn nicht mehr los.

„Christus lebt" – das schlichte Antependium am Altar – es bekommt ein geradezu beängstigend lebendiges Gegenstück.

Ein Glaube, der nicht starres Dogma oder Reißbrettarchitektur ist,

sondern Licht, Leben, Leben in Rotation und Verwandlung.......

permanente Reflexion des Göttlichen in der Welt.

Ein Glaube mit einer mitreißenden Kraft, immer neue Formen annehmend:

Himmel auf Eden und – umgekehrt: Aufstrebend, den Blick hebend.

Dazu der monoton zelebrierte, ewig und beständig warnende, mahnende und anklopfende Grundton der anderen Installation dahinter.

Man möchte sagen: „Nein, so war/so ist das nicht gemeint....."

So lebendig, so aufrüttelnd, so an die Substanz gehend.

Doch – so ist es gemeint: Christus lebt!

Über allem eine einsame Feder und – vor der Orgelempore – ein wabernder Nimbus, der seine ätherischen Bahnen in den Himmel des Kirchenschiffes schreibt: Beides Objekte, die den Heiligen Geist meinen könnten,

der sowieso weht, wo er will – den wir niemals zu fassen bekommen,

der so unfassbar ist wie Gott........

von dem wir glauben, dass er der Lebendige ist......

 

Reinhard Kuhl